Martin Szafranski und Stephan Rassmann
über die Arbeit an Traumwärts
Als Andreas Niedrig und Heiner Renneberg mir anboten das "Abenteuer RAAM" zu dokumentieren, habe ich von Anfang an keine reine Sportdokumentation vor Augen gehabt. Es hat mich viel mehr interessiert "was geht einem bei diesem "Höllenritt"
durch die endlosen Weiten Amerikas, durch den Kopf?
Ich habe dieses Radrennen als eine Gelegenheit gesehen, mir über allgemeine menschliche Empfindungen, Gedanken zu machen.
Wie gehe ich mit schwierigen Situationen um? Was bedeutet Euphorie und Leidenschaft? Was - und wie wichtig - sind meine Wünsche, Träume und Ziele?
Es ging mir um eine 2. Ebene, eine Art Kopfkino - inszenierte Metaphern, die während des Rennens durch Andreas Kopf schwirren.
Für mich ist Sport Sinnbild für Hoffnung, Spaß, Liebe, Leid, Leidenschaft und Ausdruck von Optimismus, all das, was auch das Leben ausmacht - und somit ideal mit einer solchen Ebene zu verknüpfen ist.
Eine Hommage an das Leben und das Träumen.
Mit dieser Grundidee in der Tasche haben wir in Deutschland und gut eine Woche vor Rennstart in den USA, angefangen, Material zu sammeln.
Als unsere Träume in dem Moment zerplatzten, als Heiner mich 5 Tage vor dem Start anrief und von Andreas Unfall erzählte, war das eine unfassbare Situation für uns.
Bei genauer Betrachtung war es aber auch eine sehr menschlich, emotionale Situation, die irgendwie in unser Konzept passte. Es dauerte genau eine amerikanische Nacht bzw. einen Tag in Deutschland, bis unser Plan B feststand.
Unser Filmprojekt wurde zur eigenen Metapher: Wie geht man mit solchen Rückschlägen um und vor allem, wie geht ein Andreas Niedrig mit solch einer Situation um? Der Film wurde anders, war aber gar nicht so weit entfernt von unserer Grundidee.
Es ist mir sehr bewusst, dass die Energieleistung, die folgte ohne dieses Team nicht denkbar gewesen wäre.
Nicht nur mit Andreas Niedrig und Heiner Renneberg habe ich zwei Partner, die den Kopf immer oben behalten und nach vorn gucken. Auch das gesamte Team, während der Dreharbeiten und auch bei der Postproduktion, sind Menschen, die mit der wunderbaren Gabe ausgestattet sind, den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
All diese Menschen erzeugten genau die optimistische Stimmung, die notwendig war, um aus diesem mehr oder weniger zufälligen und einer gewissen Intuition folgenden Projekt, einen Film werden zu lassen.
(Martin Szafranski - Regie)
Besonders reizvoll an der Filmarbeit war für mich, aus etwas fast schon Ausgeträumtem, einem großen Fundus von Bildsequenzen, doch noch einen Traum zu gestalten: Erstens einen in sich stimmigen Film mit Linie(n). Zweitens die Bildinhalte und Aussagen erweitern, weg von einem reinen Sport-Nischenfilm hin zu einem viel weiter greifenden mitmenschlichen. Auch durch die Off-Sprechertexte wollte ich eine Metaebene hinein weben, die den Bildern und Szenenübergängen eine noch stärkere Intensität und Tiefe verleiht: sowohl bild-assoziativ und metaphorisch, als auch psychologisch. Meine Intention war es, klar und trotzdem ein Stück weit „poetisch“ zu formulieren und jede „esoterische“ bzw. pseudo-tiefsinnige Stilistik ebenso zu vermeiden wie den Zeigefinger oder eine dramatisierende Betroffenheit.
Sehr schön war es für mich das „Endprodukt“ zu sehen und wie viel von der positiven, intensiven Miteinander-Arbeitsatmosphäre zwischen Martin und mir - sowohl direkt sichtbar als auch indirekt-unmerklich, aber deutlich spürbar – (als „Team-Arbeit“) in den Film eingeflossen ist.
(Stephan Rassmann - Regie-Assistenz)
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